Interview mit Beiratsmitglied Robert Schmidt

© Stephan Ziehen

Nachgefragt: Was bedeutet Integrative Medizin für Sie, Herr Schmidt?

1. Integrative Medizin bedeutet für mich …

… mehr als „nur“ ein wissenschaftsbasiertes Miteinander von konventioneller und komplementärer Medizin auf Augenhöhe. Integrative Medizin stellt den Patienten in den Mittelpunkt und hat die Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung zum Ziel. Dies kann jedoch nur mit dem salutogenetischen und präventiven Ansatz der Komplementärmedizin gelingen. Ein weiteres Ziel der Integrativen Medizin ist die bessere Vernetzung der einzelnen Leistungserbringer im Gesundheitssystem untereinander und auch des Gesundheitssystems selbst. Diese Vernetzung kann eine effektive und damit gute, aber auch kostensparende Versorgung der Bevölkerung sicherstellen.

2. Die Initiative Gesunde Vielfalt unterstütze ich, weil …

… ich einen Wandel im Gesundheitssystem für alternativlos halte. Aus meiner Sicht ist die präventiv orientierte Integrative Medizin die einzige Chance auf ein funktionierendes und finanzierbares Gesundheitssystem, in dem sich sowohl die Patienten als auch die Mitarbeiter wertgeschätzt fühlen. Leider misstrauen noch immer zu viele ärztliche Kollegen der Komplementärmedizin, obwohl wissenschaftsbasierte Komplementärmedizin formal der sogenannten Schulmedizin gleichzustellen ist. Die konventionelle Medizin hat unbestritten ihre Stärken in der Akutmedizin, hat aber auch ihre Grenzen beispielsweise bei chronisch und multipel erkrankten Patienten oder bei den zunehmenden funktionellen Störungen und lebensstilassoziierten Gesundheitsproblemen. In gerade diesen Bereichen hat die Komplementärmedizin ihre Stärken, sodass sich konventionelle und komplementäre Medizin ideal ergänzen könnten.

3. Für die Zukunft der Medizin in Deutschland wünsche ich mir, …

…dass wir gemeinsam den Wandel des Gesundheitssystems realisieren, hin zu einem patientenzentrierten und präventiv orientierten System. In diesem würde sich der Patient wirklich wahrgenommen fühlen. Und auch die Therapeuten wie Ärzte, Heilpraktiker, Pfleger hätten eine wesentlich höhere Chance, in den Genuss eines erfüllten Arbeitslebens zu kommen. Der Patient sollte als Ganzes wahrgenommen werden, mit samt seinen individuellen Herausforderungen und Ressourcen, seinem familiären und sozialen Umfeld sowie seiner Arbeitsplatzsituation. Auf diese Weise können gesundheitsschädigende Faktoren erkannt und nach Möglichkeit minimiert sowie förderliche Faktoren verstärkt und unterstützt werden. Dies verbessert die Gesundheit der Bevölkerung, hilft − zumindest teilweise − teure Behandlungskosten einzusparen und trägt so zur Finanzierbarkeit unseres Gesundheitssystems bei.

Zur Person:

Robert Schmidt ist Chefarzt des Krankenhauses für Naturheilweisen, Facharzt für Innere Medizin, Naturheilverfahren und Homöopathie. 2005 erfolgte seine Approbation, von 2005 bis 2013 die Facharztausbildung für Innere Medizin am Krankenhaus Peißenberg, am Krankenhaus für Naturheilweisen (KfN) und am Krankenhaus Starnberg. 2013 Anerkennung als Facharzt Innere Medizin. Von 2014 bis 2020 arbeitete Robert Schmidt als Oberarzt am KfN, seit Juli 2020 ist er Chefarzt am KfN.
Link zum Portrait des Beiratsmitglieds Robert Schmidt.

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